Wie Wissenschaft zu Kindeswohl und Umgangsrecht in Deutschland selbst durch Ministerien manipuliert wird

Wie sich Prof. Walper beim Thema Entfremdung von der Wissenschaft entkoppelt und sich der Ideologie hingibt

Prof. Sabine Walper ist als Direktorin des Deutschen Jugendinstitutes und dessen langjährige Forschungsleiterin quasi eine der „Ober-Wissenschaftlerinnen“ in Deutschland. Dass sie aufgrund der finanziellen Abhängigkeiten ihres Instituts wohl auch politischen Wünschen nachkommt und dafür der Wissenschaft gerne mal in den Rücken fällt, diesen Eindruck konnte man nicht nur bei den Vorgängen rund um die Studie „Kindeswohl und Umgangsrecht“, sondern auch beim Thema Entfremdung gewinnen.

Politisch unerwünscht und ideologisch bekämpft ist auch das Thema Eltern-Kind-Entfremdung. Nachdem es 2022 einen interdisziplinären Fachartikel von Wiesner/ Baumann / Serfain/ Michel-Bigel und Rücker gegeben hatte, mussten Walper und ihre Getreuen versuchen, sich die Deutungshoheit zurückzuerobern. Kurzversion: da gibt es noch ganz viele andere Begriffe und es kann auch andere Gründe haben. Hatte auch niemand bestritten, also könnte man den Beitrag von Walper & Co. als „Thema verfehlt“ betrachten.

Nachdem das Bundesverfassungsgericht das Thema allerdings in einem mehr als „wundersamen“ Beschluss aufgegriffen hat (Hintergründe unter „Wie das Bundesverfassungsgericht Eltern-Kind-Entfremdung ohne Grundlage (ver-)urteilte“), spürte Walper offenbar neuen Rückenwind. In der Fachzeitschrift „Forum Sozial“, Ausgabe 2/2024 gab sie ein ausführliches Interview.

Ist Walper unwissend oder ideologisch?

Zu diesem gibt es zwei Lesarten: Entweder hat Walper die letzten Jahrzehnte der wissenschaftlichen Debatte zum Themenfeld Eltern-Kind-Entfremdung verschlafen oder sie zeigt kurz vor ihrer Pensionierung deutlich, dass sie mehr politisch / ideologisches Sprachrohr als Wissenschaftlerin ist.

Die Wahrheit beinhaltet vermutlich eine Kombination beider Optionen.

Entfremdung, PAs und PA sind nicht dasselbe

Für Walper gibt es nur PAS

Walper spricht durchgehend nur vom Parental Alienation Syndrom (PAS). Sie will auch nicht ausschließen, „dass das PAS-Phänomen nicht existiert“.

Damit dürfte Walper in der Wissenschaftsgemeinde ziemlich isoliert dastehen. Denn dort wird seit rund drei Jahrzehnten nur von Parental Alienation (PA) gesprochen. Von der Annahme einer Krankheit, also des „Syndrom“, ist man schon früh abgekehrt.

Von PAS sprechen heute nur noch Ideologen und AktivistInnen, welche Eltern-Kind-Entfremdung wider besseren Wissens leugnen wollen. Häufig, um ihre eigenen Entfremdungsbestrebungen gegenüber ihren Kindern unsichtbar zu machen.

Jahrzehnte der wissenschaftlichen Forschung verschlafen?

Als wissenschaftliche Quelle nannte Walper ausschließlich Gardner und führte an, dass das PAS-Konzept bis in die 2000er-Jahre wissenschaftlich intensiv diskutiert wurde. Mehrer Studien, welche Walper nicht benannte, hätten das Konzept wissenschaftlich widerlegt.

Für Stirnrunzeln sorgt dann folgende Behauptung Walpers: „Daher hat es uns überrascht, dass wissenschaftliche Autor*innen es 2022 plötzlich wieder hervorholten“. Gemeint war damit der oben genannte Artikel von Wiesner/ Baumann / Serafin / Michel-Bigel und Rücker aus dem Jahr 2022, den Walper & Co versuchten, zu diskreditieren.

Bereits an dieser Stelle muss der Versuch als grandios gescheitert gelten. Denn die Autoren bezogen sich in ihrem Aufsatz nicht auf PAS. Hat Walper diesen überhaupt jemals gelesen? Es darf bezweifelt werden.

Immer wieder die rechte Gefahr

Dem politischen Agieren aus dem BMFSFJ folgend, muss bei allem, was einem nicht genehm ist, die „rechte Gefahr“ heraufbeschworen werden. Walper macht da keine Ausnahme:

„Außerdem kann das PAS als Kampf begriff missbraucht werden. um Mütter im Streit um das Kind zu diffamieren und dem noch einen wissenschaftlichen Anstrich zu verleihen. PAS ist also durchaus gefährlich. Einige Analysen deuten darauf hin, dass Narrative wie das der manipulierenden. entfremdenden Mutter sich verstärkt in Gruppierungen wiederfinden, die politisch weit rechts stehen und sich demokratieskeptisch äußern.“

Diese Aussage muss aber als Eigentor betrachtet werden. Denn auf PAS und Gardner beziehen sich vor allem diejenigen, welche Eltern-Kind-Entfremdung leugnen. Neben Walper gehören dazu in Deutschland vor allem Organisationen wie MIA Mütterinitiative Alleinerziehender oder der VAMV Verband alleinerziehender Mütter und Väter – wobei letztere dort wohl eher nicht so gerne gesehen sind.

Diese Kräfte als weit rechts und demokratieskeptisch zu bezeichnen, ist sicher nicht nur wegen derem inflationären Bezug auf PAS angebracht.

Der „wissenschaftliche“ Hammer

Und mit der sog. Hammer-Studie haben allein-erziehen-wollende versucht, dem ganzen einen wissenschaftlichen Anstrich zu verleihen. Dies war neben Walpers eigenem Aufsatz übrigens die einzige „wissenschaftliche“ Quelle, die im Artikel benannt wurde. Peinlich für jemanden, der vorgibt, der Wissenschaft verpflichtet zu sein.

Andererseits auch wenig verwunderlich, hatte doch Walpers Adlatus, Prof. Heinz Kindler, noch 2023 die wissenschaftliche Debatte zu Eltern-Kind-Entfremdung in Vorträgen auf Rücker und Hammer reduziert.

Hammers aus Alleinerziehenden-Kreisen kreiertes Lobby-Werk wurde bereits ausführlich analysiert. Von Wissenschaft ist es noch weiter entfernt, als Walper sich selbst outet.

Walpers wissenschaftlich blinder Fleck

Walper fehlt offenbar die Kenntnis von rund 1.000 wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema Parental Alienation (ohne S).

Eine ausführliche Darlegung des internationalen, fachwissenschaftlichen Forschungsstandes wurde 2022 veröffentlicht. Dort wird auch dargelegt, welche Artikel und Studien ein qualitatives Peer-Review durchlaufen haben und in welchen Ländern diese entstanden sind (Harman, J. J., Warshak, R. A., Lorandos, D., & Florian, M. J. (2022, June 2). Developmental Psychology and the Scientific Status of Parental Alienation. Developmental Psychology. Advance online publication. http://dx.doi.org/10.1037/dev0001404).

Eine noch umfangreichere Darstellung findet sich auf den Seiten des KiMiss-Projektes der Uni Tübingen, angelehnt an die Datenbank der internationalen Parental Alienation Study Group (PASG)

Deutschland ist in der internationalen Forschung nahezu nicht vertreten. Walper ist dies sicherlich bewusst. Nur liegen diese Fakten und Erkenntnisse nicht im Interesse der Hauptgeldgeber ihres Institutes. Und so wird politisch motivierte Desinformation zu Lasten von Kindern betrieben. In trauriger Tradition der Studie „Kindeswohl und Umgangsrecht“, welche ebenfalls aus dem Bundesfamilienministerium als Ideologiezentrale finanziert wurde. Walper sollte dann wohl die Ergebnisse wunschgemäß umschreiben. Die objektiven Informationen von Rücker und seinem Team, welche 2019 dem BMFSFJ vorgelegt wurden, passten nicht ins politische Konzept.

Der Kampf um die Deutungshoheit – Ideologie vs. Wissenschaft

Und da war es wieder, das im verborgenen ausgetragene Duell Walper – Rücker um die Deutungshoheit. Walper hat Geld, Macht und den politischen Rückhalt, Rücker hat nur die Fakten. Ein ungleicher Kampf, der aber den Wissenschaftsstandort Deutschland immer weiter von er internationalen Diskussion abkoppelt.

Keinesfalls dürfen Kinder zum abgelehnten Elternteil wechseln

Mehrfach betont Walper auch, dass es keine Lösung sein darf, dass Kinder zum abgelehnten Elternteil wechseln. Nicht nur, dass sie dies als Kindeswohlgefährdung bezeichnete. Sie bezeichnete dies auch „im Sinne einer Konversationstherapie[1]. Man darf davon ausgehen, dass Walper diesen völlig unpassenden Vergleich bewusst gezogen hat, um Ängste und Abwehr zu schüren.

Dass hingegen Wiedervereinigungsprogramme für entfremdete Kinder und deren abgelehnten Elternteil wirksam und sicher sind, darüber besteht nicht nur ein umfangreicher, wissenschaftlicher Konsens, sondern dies wurde auch entsprechend evaluiert (siehe hier).

Für Walper ist es, wie sie auch im Artikel ausführt, hingegen wichtiger, in Übereinstimmung mit ihrer Geldgeberin, die Situation des hauptbetreuenden Elternteils, nennen wir sie „die Mutter“, in den Blick zu nehmen als den Kinderschutz.

Eltern-Kind-Entfremdung ist Gewalt gegen Kinder

Dass in der wissenschaftlichen Diskussion bei Eltern-Kind-Entfremdung von einer breiten Masse schon lange von einer Form psychischer Gewalt gegen Kinder gesprochen wird, blendet Walper dabei ebenso aus wie die Anerkennung von Parental Alienation durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als Form seelischer Gewalt gegen Kinder.

All dies passt aber nichts ins Konzept von Walper und dem sie finanzierenden BMFSFJ. Daher werden Kinder in Deutschland wohl noch lange ideologischen Bestrebungen geopfert anstatt geschützt. Prof. Dr. Sabine Walper leistet daran zumindest beständig ihren Beitrag.


[1] Als Konversationstheraphienen werden therapeutische Konzepte bezeichnet, „die darauf abzielen, die sexuelle Orientierung oder die selbstempfundene geschlechtliche Identität einer Person gezielt zu verändern oder zu unterdrücken. Siehe https://www.bundesgesundheitsministerium.de/konversionstherapienverbot

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert